Abitur 2012...

.... abgeschlossen. So zum größten Teil zumindest, die Zeugnisse gibts erst in gut 2 Monaten und bis dahin... Nunja, erstmal 3 Wochen entspannen und danach nochmal etwas Schule, ein paar Nebenfächerklausuren und dann, Pfingstferien - entgültige Freiheit. Nungut, danach kommt noch Abiball, aber das ist ja nur noch schön.

19. Geburtstag, Oma und ich.
Komisch, gestern war die letzte Prüfung (lief sehr gut) und ich dachte danach bin ich wahnsinnig gut drauf, total am feiern, die ganze Nacht, mit meinen Freunden, die es ebenfalls hinter sich haben. Ich war nach der Schule einige Stunden mit ein paar meiner Jungs im Schlosspark, mit denen hat man eigentlich immer Spaß, total locker und unkompliziert. Im Schlosspark war es unglaublich. Unglaublich erschreckend. Hunderte Menschen, 80 Prozent betrunken und am feiern, alle am herumrennen und rumgröhlen, rumschwanken und teilweise schon (um 14.30) total am Ende in der Ecke liegend. Und dazwischen ich. Nüchtern. Im zweideutigen Sinne. Ich hatte nichts getrunken, das mach ich eh nicht gerne und ich war andererseits echt ernüchtert. Ich hab mich gefühlt wie ein außerirdisches Wesen das soeben auf der Erde landet und total überfordert ist mit den ganzen Menschen und Eindrücken. Und ich habe mich nicht mehr gefreut. Nach der Schule essen mit meinen Eltern, da war ich gut drauf, da hatte ich Spaß, auch noch kurz nach der Prüfung an der Schule. Aber zwischen den total abgedrehten Menschen habe ich mich unwohl gefühlt. Ich verstehe ja, dass man erleichtet ist den ganzen Druck und Stress hinter sich zu lassen. Ich verstehe auch, dass man dann feiert und trinkt, aber ich verstehe solche Ausmaße nicht. Ich war angewiedert von ABITURIENTEN die sich aufs niveauloseste abgeschossen haben, ich fühle einfach nur Erschöpfung. Dann ging ich nach hause, machte mir etwas zu essen, legte mich aufs Sofa und telefonierte mit Oma. Das klingt jetzt unglaublich nerdig, langweilig, uncool. Aber meine Oma ist einfach die Beste. Und sie versteht mich in der Hinsicht. Wenn auch aus anderen Beweggründen. Für ihre Generation ist dieses Verhalten unverständlich. Damals gabs noch andere Werte, die zählten. Man feierte auch, ohne sich erstmal total abzuballern, sich künstlich in einen Rauschzustand zu bringen. Wer kann das heute noch? Ich habe immer sehr gut ohne Alkohol gefeiert. Es ist mir ein Leichtes lustig und fröhlich drauf zu sein, wenn ich in der richtigen Gesellschaft bin und mich wohl fühle. Ich muss nicht am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und flauem Magen aufwachen um zu wissen - die Nacht war geil. 

Mein Abend gestern sah wohl anders aus, als der 90% der Abiturienten. Mein Bedürfnis nach hemmungslosem Feiern war erschöpft, ich merkte, wie sehr die letzten Wochen doch an die Substanzen gingen und ich hörte auf mein Bedürfnis. Den Abend verbrachte ich alleine im Bett, futterte Schokolade, schaute Tatort und las. Und ich habe mich sehr wohl gefühlt, alleine. Ich wollte es genauso, denn das hat mir die ganzen Monate gefehlt, etwas tun können ohne dabei zu denken "Ich müsste aber noch...". Und heute morgen bin ich sehr früh zum Arbeiten aufgestanden und habe mich wahnsinnig gut gefühlt, leicht glücklich und erleichtert.

Ich hoffe wirklich die anderen hatten ihren Spaß. Ich hoffe, es hat sich für sie gelohnt. Ich will hier auch niemanden verurteilen der sich ab und an mal einfach so gehen lässt, aber meine Meinung dazu steht. 

Ich weiß mal wieder, dass ich irgendwie anders bin. Dass mir solche Situationen wie gestern im Park so nahe gehen ist vielleicht nicht nötig, aber es ein Teil von mir, dass ich da sehr sensibel reagiere. Und irgendwie beruhigt es mich, dass ich weiß, ich werde niemals einen solchen Absturz schieben. Ich will und brauch es nicht unbedingt um mir oder anderen etwas zu beweisen oder Spaß zu haben.

Jetzt fängt die schöne Zeit an. Und ich beginne es zu genießen.


listening to: secret smile - semisonic.

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