Vom Weg abgekommen




"Wenn man auf der Reise von seinem Weg abkommt ist das bedauernswert, aber wenn man den Grund für die Reise verliert, ist das das Schlimmste."


Heute habe ich mich unter meinem Bett wiedergefunden, ich habe mein ganzes Zimmer abgedunkelt und mich unter meinem Bett verkrochen. Und warum, weiß ich nicht. Ich fühlte mich so allein und bedroht, ich habe mir so sehnlichst Geborgenheit und Sicherheit gewünscht. Und vorallem Halt. Was ist aus mir geworden? Seid wann bin ich das Mädchen, das sich Höhlen baut und darin versteckt, weil es Angst vor der Welt da draußen hat? Wann genau bin ich vom Weg abgekommen? Habe mein Ziel aus den Augen verloren? Habe vergessen, wohin ich in meinem Leben gehen will, wonach ich streben will? Ich war immer zielstrebig, ehrgeizig. Ich hatte einen Plan, naja, zumindest habe ich immer geglaubt, irgendwann weiß ich genau, was ich will, wohin ich gehen möchte, wonach ich streben möchte. Ich war immer sehr positiv der Zukunft gegenüber, meiner Zukunft gegenüber. Ich war ein positiver Mensch, der an eine größere Bestimmung des Einzelnen geglaubt hat, dass jeder in dieser chaotischen Welt seinen Platz finden wird. Vorallem eins: dass Träume wahr werden können. Wahr werden. Meine Träume. Ja, ich weiß, das klingt naiv und einfältig und unrealistisch. Aber ist es nicht dieser Glaube, der die Menschen antreibt? Der sie dazu bringt, nach Großem zu streben und nie ihr Ziel vor Augen zu verlieren. Sie wachsen über sich hinaus, sie zeigen Stärke und Willenskraft, und das alles nur, um ihren Traum zu verwirklichen. Ich hatte immer einen Traum; einen Traum von einem perfekten Leben, mit jemandem, der mich genauso liebt und schätzt, wie ich bin. Bei dem ich mich nicht verstellen muss und mich so geborgen fühle. Ich träumte von einem Leben mit vielen kleinen wundervollen Kindern. Einem Leben, in dem ich einen Job ausübe, hinter dem ich zu 100% mit meinem Herzen stehe. In dem ich zeigen kann, was ich kann, in dem ich genau das tun kann. Ich träumte von Glück und Zufriedenheit, von Geborgenheit, von der großen Liebe und ewiger Freundschaft. Eines Tages wollte ich mich akzeptiert und respektiert fühlen, ich wollte über meine Ängste hinwegkommen und Unmögliches erreichen. Vorallem wollte ich mir eines Tages sagen können: Man wird sich an dich erinnern, Babe. An dich, du wundervolle Person, die das Leben von so vielen Menschen strahlender und heller gemacht hat und Hoffnung verbreitet hat. An dich, die das Leben liebt und positiv denkt und immer das Schönste entdeckt, selbst wenn dieses Schöne so klein sein sollte wie ein Staubkörnchen. Du hast das Besondere in den kleinen Dingen des Lebens gesehen, du warst für Großes bestimmt und hast dies auch verwirklicht. Doch irgenwie ist alles verschwunden. Ich habe meinen Weg verloren. Ich dachte nicht, es könnte noch schlimmer werden, nachdem ich kein Ziel mehr vor Augen hatte. Aber nun weiß ich nicht mal mehr, wofür ich eigentlich reise. Reise zu ... ja wohin eigentlich? Wofür? Warum? Ich merke, wie meine Kraft langsam schwindet, mein Ehrgeiz, mein Streben nach Glück, mein Glaube an ein gutes Ende für meine Geschichte. Ich verliere die Hoffnung. Und das ist das Schlimmste. Wie erlange ich sie wieder zurück? Wie komme ich aus dieser dunklen Höhle wieder raus? Ich will wieder zu diesem kleinen naiven und einfältigen Mädchen werden, dass sich seine weiße Kuscheldecke um den Körper drapiert und "Hochzeit" gespielt hat und diese alles umschlingende Finsternis nicht kannte und sie sich auch nicht vorstellen konnte.


P.S.: Das nächste Mal schreibe ich nicht so deprimierende Gedanken, ich verspreche es. Ich musste nur alles niederschreiben, und da ich kein Tagebuch besitze, müsst ihr herhalten.

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