Wie ein kleines Herz erblindete und bloße Feigheit für wahre Liebe hielt.

"Unglaublich wie leicht das Herz das Sehen verlernen kann, wenn es etwas unbedingt wahrnehmen möchte. Rationales Denken? Vorrübergehend ausgeschaltet. Verstand? Erwürgt. Sinn für die Realität? Eingesperrt und geknebelt.

Das ist schlecht. Kann man das Herz doch nicht einfach zum nächsten Fielmann schicken und ihm ´ne schicke Hornbrille aufsetzen lassen, oder sogar Kontaktlinsen, der Optik wegen. Denn dem Herz kann man erzählen was man will, es hat immer ein Argument mehr, welches den Rest überzeugt
.
Meines sieht immerzu das Gute im Menschen, besonders in diesem Einen, die gute Absicht in jedem seiner Worte, die Aufrichtigkeit. Dabei bemerkt es nicht, wie die Taten des Menschen ausbleiben, ja sogar die Worte zum größten Teil. Es denkt romantisch in die Zukunft und spürt dabei die verzweifelten Tritte des Verstandes nicht, der sich in den letzten Atemzügen gegen diese Täuschung zu wehren versucht.
Armes, naives Herz denkt man da. Es pocht immerzu, ohne den Hauch einer Schutzschicht gibt es sich hin, geniest eine Wärme, die keine ist, träumt Träume, die die Realität verschwimmen lassen.

Wenn man nicht gegen das Herz ankämpft, ändert sich nichts. Man bleibt gefangen in falschen Wahrnehmungen bis man irgendwann einen Schmerz spürt, der zu zerreißen und gleichzeitig zu verbrennen scheint. Und das ist dann der letzte Funken in dir, der die Wahrheit erkannt hat und der nun versucht zu retten, was auch ihn am Leben hält. Dieser Funken, sei es der Verstand, ein Gedanke, ein Gefühl, hat nun letztlich dem kleinen Herzen das Augenlicht zurück geschenkt. Zuerst nur verschwommen, nach und nach immer deutlicher nahm dieses nun die Realität wieder wahr, in all seinen Farben und Facetten, in jeder Faser seines Seins spürte das kleine Herz nun, was ihm so lange verborgen blieb.

Endlich. Denn das Gute ist, das Herz trägt so viel Verantwortung, diese 300 Gramm, pumpen 4 Liter Blut die Minute, verrichten hunderttausend Joules Arbeit am Tag. Das alles für einen Körper, welcher es umgibt, egal ob dieser möchte oder nicht. Es hält uns am Leben, es wird uns nicht einfach hängen lassen, nur wegen ein bisschen Blindheit. Denn das Herz ist stärker, als man denkt und zerbrechen kann es schon gar nicht einfach so."

Januar 2012. Erstaunlich, was man so plötzlich wieder findet, was vor Jahren entstand und dennoch immernoch ein gewisses vertrautes Gefühl in einem auslöst. Scheinbar wird nicht nur mein Augenlicht immer mal wieder schlechter, auch das Herz kämpft immerzu für die klare Weitsicht.

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