Lieber Wolke 4 mit dir als unten wieder ganz allein.


Ich fange an zu schluchzen, die Katze auf meinem Schoß zuckt erschrocken zusammen, guckt mich vorwurfsvoll an und rollt sich dann schnurrend wieder zusammen. Sie sieht den Kummer nicht, ihr geht es einfach gut, weil es keinen Grund gibt, dass es ihr schlecht gehen sollte, keine seelischen Schmerzen, kein Drama in ihrem Leben, außer wenn es mal nicht das zu futtern gibt, was gewünscht wird.

Ich dagegen bekomme keinen Bissen mehr runter, das, was mir einmal alles bedeutet hat, liegt in Trümmern. Ich weiß, ich übertreibe maßlos, bin gerade geblendet von dem, was ich nicht habe, gefangen in der Sehnsucht nach dem, was ich scheinbar verloren habe. Ich muss endlich loslassen, dich freigeben, meinem Herz die Chance geben, sich zu erholen und zu beruhigen. Ich weiß, wir können nicht miteinander, schneiden uns am andern, wie an einem zerbrochenen Spiegel. Kurz scheint da etwas zu sehen zu sein, sehe ich dich? Sehe ich etwa uns? Ich greife danach und spüre sofort den scharfen Schmerz. Ziehe die Hand zurück, ziehe mich zurück, gehe wiederholt auf Abstand, habe Angst vor tieferen Schnitten, doch kleine Schnitte heilen schnell und klüger wird man nur in Filmen mit happy end. Im echten Leben macht man einen Fehler gerne 100 Mal, weil etwas, was sich so verdammt gut anfühlen kann, nicht falsch sein darf. Da stampft das trotzige Kind in mir an der Supermarktkasse die Wut in den Boden. Ich will das jetzt, auch wenn ich danach Bauchschmerzen habe!

Ich tue es wieder, suche dich, will dich umfassen und in dich hinein sehen, will dir zeigen, was hinter den Trümmern verborgen ist und ja - ich seh was. Da flammt wieder etwas auf in deinen Augen, was mich mitreißt, mich vergessen lässt, dass ich eigentlich schlauer sein müsste, nach dem millionsten Sturzflug.

Das Schlimme ist, Herzen haben sich verformt, dann, als sie zerbrechen sollten. Sie wurden verletzt, enttäuscht, gedemütigt, aber sie sind nicht in tausend Teile gebrochen, am Boden gelandet, um dort so lange zu liegen, bis wir wieder bereit sind, uns um sie zu kümmern. Wir haben das anders gemacht. Trost haben wir beim anderen gesucht, aus der Enttäuschung eine Leidenschaft gemacht, die Wut umgewandelt, uns genommen, was wir uns vom anderen noch wünschen, gegeben, was wir sonst zurück gehalten haben.

Wir haben das Herz, was einfach kaputt sein wollte, so lange gedrückt und gequetscht, bis die brüchigen Stellen wieder aneinander klebten, wie Kaugummi im Haar. Keine Chance, zu verkraften, keine Chance klarzukommen, keine Chance wieder ganz zu uns zu finden. Du bist ein Teil von mir und suche ich mich, finde ich immer wieder automatisch dich. Kompromisslos klebt mein Knetherz an deinem und ein guter Text sollte nun mit der Erkenntnis enden, dass das alles nun wirklich mal aufhören muss, weil wir unbedingt wieder leben müssen. Aber dies ist keine gute Geschichte mit Happyend, denn jedes Ende mit uns gleicht einem Happyend, weil es sofort weiter geht, wir nicht anders können und sich das auch nicht ändern wird, wenn nicht... ja, wenn nicht was passiert? 

Wenn du beschließt den Rest deines Lebens auf dem Mars zu verbringen, ja ich glaube das wäre der einzige Ort, an dem ich dir nicht hin folgen würde und könnte.

... gibts da noch Plätze, in diesem Projekt?

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