looking too closely

Stabilität und Beständigkeit. Seit ich denken (beziehungsweise lieben) kann ist es das, was ich mir erträume. J. und ich treffen uns nicht oft, aber wenn, dann haben wir so viel zu erzählen, dass wir in einem rasanten Tempo alle Themen in unserem Leben abklappern um wieder auf dem neusten Stand zu sein. Dabei ist ein Thema bei uns beiden eigentlich immer vorhanden und so ziemlich das gegensätzlichste, was ich kenne: bei ihr konstant und bei mir ein immerkehrendes Wirrwar. Männer und die Liebe.

 Sie, schon bestimmt 5 Jahre mit ihrem Freund zusammen, wohnen mittlerweile in einer für so junge Leute ungemein chicen Wohnung in einer weniger spannenden Kleinstadt, sie verstehen sich gut, leben meist dramafrei und harmonisch miteinander und manchmal auch nebeneinader her und gönnen sich einmal im Jahr einen ausgiebigen Urlaub in ein weit entferntes Land. Sie sind kein ständiges Kuschelpärchen und als sie mir vor einer Weile erzählte, dass sie sich wohl erst einmal gesagt haben, dass sie sich lieben und ihr das eigentlich auch nicht so wichtig ist, war ich wirklich erstaunt.
Ihre Geschichte ist immer ähnlich konstant, nicht langweilig aber es gibt auch keine spektakulären "Also gestern sind sowas von die Fetzen geflogen, dass ich türknallend rausgerannt bin, er mir aber nach kam und mich im Hausflur an die Wand gedrückt hat um sich leidenschaftlich bei mir zu etnschuldigen" - Storys, es ist eben ein stabiles Fundament, was die beiden hält. Wohingegen meiner aktuellen Geschichte immer mit großen Augen Ihrerseits gelauscht wird, denn die war fast jedes Mal eine andere. 

Alles was ich je zu wollen schien, war eine Beziehung, die bleibt. Mehrere Jahre am Stück Vetrautheit und Zusammengehörigkeit. Alles, was ich bisher hatte, war Nachmittags-Soap like: da guckt man einfach hin, weil man nicht glauben kann, wie Scheiße es bei anderen Leuten laufen kann.
Dabei bin ich nicht das alleinige Opfer, ich war oft genug Täter, habe in Anflügen von "Ich muss weg hier, sorry" einfach alles stehen und liegen lassen und mich getrennt oder bin lange Zeit einem Kerl wiederholt hinterher gelaufen um dann später, als ich ihn hatte, alles irgendwann doch wieder fallen zu lassen oder von ihm fallen gelassen zu werden, weil er in der Hinsicht nicht anders tickt als ich - Wir verliebten uns rasant und leidenschaftlich und erlebten Momente miteinander, in denen ein Feuerwerk und Funkenhagel überhaupt nichts dagegen ist. Doch anhalten konnte diese Verbindung nie länger als ein Jahr, und plötzlich wusste einer von uns nicht mehr, was man am anderen so spannend fand, die Gewohnheit machte sich breit und die Leidenschaft wurde zur Normalität.

Und das ist mein Problem. Richtig verliebt bin ich vorallem in das Dramatische, in das, was sich gut und zerstörerisch zugleich anfühlen kann, dann bin ich voll da, gebe alles und gebe mich bis ins Unermessliche hin, nur um zu gefallen und zu überzeugen, dass ich die Richtige bin. Und wenn ich das geschafft habe, dann bin ich eine zeitlang glücklich und zufrieden, bis es irgendwann beginnt in mir zu bröckeln. Hier ein Wort, das mir nicht passt, hier eine Geste die mir zu langweilig ist und ohje, war der schon immer so klugscheißermäßig drauf?
Und schwupps, erinnert sich nur noch ein kleines Teil meines Gehirns daran, dass da mal so viel Gefühl im Spiel war und der Rest meines Körpers wundert sich, was ich hier eigentlich so lange gemacht habe.

Ich verstehe das nicht, hab ich nie, werd ich nie. Ich finde das auch echt nicht gut, das ist nicht das Leben, was ich mir für mich selbst wünsche, will ich doch mal Familie, ein Haus und jedes Jahr den gleichen Platz für den Weihnachtsbaum. Ich will dennoch kein normales, spießiges Kleinstadtleben, ich will noch viel erleben und meine Kinder sollen schon etwas alternativer und cooler als die anderen aufwachsen. Aber ich will ne Beziehungsstraße, die nicht so viele Abzweigungen aufweist, an denen ich abspringen könnte. Ich will schnell und rasant fahren, aber ich will keine anderen Raststätten auf dem Weg entdecken, die mich davon abbringen könnten, meinen Weg zu fahren.

Das alles und endlich ein bisschen erwachsener sein.
Das Verrückte ist, in den letzten Monaten bin ich straight auf so einer Straße unterwegs. Ich hab ein Freund, eine Wohnung die ich mir mit ihm teile und wir haben eine Katze. Eine Katze! Das, wovon ich schon so lange träume, liegt direkt neben mir. Und ich weiß, dass ich es liebe. Aber ich weiß auch, dass mein Zweifeln kein Ende findet, das "Wissen" manchmal nicht genug ist und man es durchgehend fühlen will um es zu glaube. Ich zumindest.

Aber da ich bin, wie ich nunmal bin, ist das mit dem Fühlen nicht immer so leicht. Ich sehe ihn an und bin wirklich zufrieden, glücklich und froh, dass wir hier zusammen sind. Was in nächster Zeit kommen mag, wohin es uns treibt und ob wir für ewig zusammen bleiben - ich mag es nicht vorraussagen und ich mag mich nicht festlegen. Ich bin dabei und ich lasse mich gerade recht gut darauf ein, aber sobald ich sage und mir einrede "Für immer" wird es aufhören gut zu tun. 

 It's you right there, right there in the mirror
And you don't wanna hurt yourself, hurt yourself.


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