Denn wir sehen nur was wir sehen.

Ich merk das schon. Es ist wieder die Zeit, in der es in meinem Kopf so viel rattert, dass mir ständig Sätze in den Kopf kommen, die den Anfang eines neuen Textes bilden könnten. 

Ich weiß jetzt, dass es nichts mit dir zu tun hat, was ich vermisse. Ich vermisse nur das Gefühl. Das Gefühl des durch die Nacht Rasens, leere Straßen, kühle Luft, der warme Sitz, diese Playlist und das Ziel war immer das Wasser. Ich vermisse spontane Ausflüge und diese Sommernächte am anderen Ufer mit dem Blick auf die Stadt, wie sie schöner nicht sein könnte. Nicht nur Sommer, auch Winter. Jahreszeitlos. Ich vermisse das Spontane, das Abgeholt und Mitgerissen werden, heiße Schokolade von der ich Bauchschmerzen bekomme, Kekse. Ich vermisse - und das reicht aus, was ändern zu müssen. 

Denn ich vermisse nicht dich. Ganz im Gegenteil, ich hab dich nie mehr nicht vermisst. 

Ich vermisse nur die Zeit, die du mir für mich gegeben hast, während du daneben aufs Meer oder den Hafen geblickt hast. Ich vermisse die kleine Momente der Auszeit, die ich mir viel zu selten, wir beide uns viel zu selten selbst gegönnt haben. Aber es miteinander immer genießen konnten auch mal allein zu sein. 

Ich bin stark. Das habe ich bewiesen. Aber ich möchte auch die Schwäche zulassen, möchte verzweifelt und erschöpft sein können und wissen, es geht wieder. Es wird besser. Ich kämpfe mich durch und ich gebe nicht auf, bevor ich nicht zufrieden bin. Und deshalb darf ich vermissen. Und dadurch wieder wissen, was ich tun muss, wohin es als nächstes geht und dass ich um 0:40 auch nochmal an den Hafen fahren kann, egal wie früh ich raus muss, weil es besser ist dann glücklich und erschöpft weniger zu schlafen, als sich stundenlang wachliegend Gedanken zu machen. Dafür ist das vermissen gut, zum wieder handeln und umdenken.

Ich konnte nie besser alleine sein, als zur Zeit. Und gleichzeitig schon lange nicht mehr so gut nicht alleine sein, auch wenn das vielleicht keinen Sinn macht. Ich kann jetzt beides, aber ich brauche beides nicht unbedingt. Früher konnte ich nur das eine und hatte Angst vor dem anderen, denn ich wusste genau, es wird sich nie etwas ändern, solange ich das nicht lerne. Auf die harte Tour, mit den 18.000km dazwischen. 

Das war das Problem, das war vielleicht auch das Scheitern. Das war, was gefehlt hat um mich bereit zu machen. Für Schritte, die denen Damals ähneln, die sich aber anders, besser, reifer und ernsthafter anfühlen. Die sich zweifelsfrei anfühlen, nach einer Entscheidung, die mit allem gefällt wurde, nicht nur zu viel Herz auf der einen und zu wenig auf der anderen Seite, auf der dafür der Verstand überwog. 

Das Zweifeln gibts nicht mehr, es ist einfach gut so wie es ist und daran soll sich nichts ändern. Ich zweifel nicht mehr, nicht an mir (zumindest meistens), nicht an ihm, nicht an uns oder dem Dazwischen. Ich hab mich entschieden und das ohne große Versprechen und Liebesschwüre, sondern einfach weil es sich so richtig anfühlt. Weil es passt und mir gut tut, weil es mich inspiriert und weiter bringt und mir das gibt, was mir ein bisschen fehlt. Leichtigkeit. Und mir das nimmt, wovon ich zu viel hatte, all die Jahre zu viel aufgebaut und eingesammelt, erfahren und abbekommen: Angst. Vor allem. Aber vor allem vorm Loslassen. 


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