Ein Jahr später.

Ich erinnere mich noch ganz genau an vor einem Jahr, an das Wäsche aufhängen in der Nacht und die Musik, die nicht laufen wollte. Zwei Minuten war ich ein Jahr älter und dennoch wusste ich, diese Zeit werde ich nicht so schnell vergessen. Und so ist es tatsächlich.

Ich war gestresst, musste die BA fertig bekommen und wollte auch sonst einfach nur weg.

Eine Reise stand mir bevor, obwohl ich zu dem Zeitpunkt nur groß gesagt habe "Vielleicht gehe ich nach Neuseeland", es aber überhaupt nicht geglaubt habe, dass ich das wirklich mache, nur einfach auch mal so cool und tough sein wollte. Ich wollte es so unbedingt glauben. Zwei Monate später habe ich einfach gebucht und plötzlich war es kein Traum mehr. Plötzlich habe ich selbst dafür gesorgt, dass es nun kein Zurück mehr gibt.

Ich habe noch nie wirklich über die Zeit geschrieben, nur Tagebuch unterwegs, obwohl es so viel zu erzählen gibt. Ich habe immer nur das erzählt, was andere interessiert und erinnere mich am stärksten an die ganz kleinen Momente. Die vielleicht niemanden interessieren, die ich aber am wenigsten vergessen möchte. Ich wollte für mich erzählen, schon immer und auch dieses mal. 

Ich dachte die ganze Zeit über, jetzt schreib doch mal. Und hatte nie das Bedürfnis dazu. Weil ich viel zu sehr mit Erleben und Gucken und Atmen beschäftigt war. Oder den Momenten, in denen ich nicht mehr atmen konnte.  Mit mir selbst und so manchen Abgründen. Mit Loslassen. 

Ich dachte immer, das ist ein Prozess, dieses Loslassen. Und vielleicht war es das auch, aber es hat sich plötzlich angefühlt, als könnte ich es entscheiden. Jetzt loszulassen, vollständig, restlos. Ganz alleine bei mir selbst war da nichts mehr, was davon ablenken konnte. Ich war konfrontiert und konnte plötzlich so viel klarer denken, als all die Monate bevor. Vielleicht war es auch der Ort, der das in mir ausgelöst hat, das Meer, das alles so viel schneller wegträgt und heilt, der Wind der einfach alles aus meinem Kopf und Herz gepustet hat und so weit weggetragen, wie nur geht.

Ich werden den Moment nicht vergessen, denn es war ein Einziger. Als ich den Stein gefunden, ihn beschriftet, mich verabschiedet und ihn so weit in die Wellen geschleudert habe, wie nur ging. Was zugegebenermaßen nicht weit war, aber weit genug, dass es sich gut angefühlt hat. Kraftvoll und endgültig. Da war ich das letzte Mal traurig wegen Ihm. Seitdem nicht wieder. Auch wenn die Vorarbeit, die ich für diesen Moment geleistet habe langwierig war, der Moment war einfach und seitdem ist es mehr als okay. Es berührt mich nicht mehr. Und das war definitiv Kapitel 1 auf meiner Reise. 

Und ich glaube, so langsam bin ich bereit und habe Lust, auch die anderen Kapitel anzugehen und mir die Erinnerungen so festzuhalten, wie ich es am liebsten mag. Nachdem ich den Tag heute genieße, ohne Wäsche aufhängen und Bachelorarbeit schreiben, ohne stressige Geburtstagsvorbereitungen. 

Denn wenn ich eins kapiert habe ist es, heute muss ich es niemandem Recht machen, heute darf so sein, wie ich will.




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